Seite 1 der Aufzeichnung durch Schwester Anna Sturm
Gründung der Sonntagsschule in Oberensingen

Vorfrühling wars des Jahres 1923, die milden Tage lockten die Kinder wieder auf die Gasse. Der Spiel- und Tummelplatz war vor der Kirche und dem Friedhof. Besonders sonntags nach dem Gottesdiensttrieben sie es oft recht unbotmäßig, vollends wenn dann auch noch die Größeren dazu kamen. Da waren es die Buben und Mägdlein mit ihren lieben Kindergesichtchen, die es einem antaten. Man mußte sich fragen, könnte den Kindern am Tag des Herrn nicht auch etwas Besseres geboten werden? Eine Kinderschule ist auch nicht am Ort, und in den meisten Familien ist niemand der sich Zeit nimmt, den Kleinsten eine biblische Geschichte zu erzählen und ein Gebetlein zu lernen. So bewog mich der Gedanke ein Sonntagsschüle anzufangen. Ich legte es dem Herrn hin. Zugleichen Zeit dachte auch Frl. H. Barth an Ähnliches. Wir wurden einig und brachten unser Anliegen vor Herrn Pfarrer Rauscher. Herr Pfarrer legte uns nichts in Weg! Nun wollten wir noch warten bis vollends wärmere Tage kämen und die Konfirmation vorbei sei.

Einstweilen schauten wir uns um nach Schriften zur Vorbereitung und fanden die schöne Handreichung Fankhäuser: „Weg zum Kinde“ Da eines schönen Sonntags verkündigte Herr Pfarrer, daß, nachdem sich nun auch hier die geeigneten Persönlichkeiten eingefunden hätten, eine Sonntagsschule beginnen würde. Mir wurde bange. Weiter verkündigte Herr Pfarrer, daß nur die 4-6 jährigen Kinder zulässig seien und bei ihm angemeldet werden sollen.

Aber damit waren die Kinder nicht mit einig, die größeren Geschwisterlein kamen auch und so waren es zum Anfang gleich zwischen 40 – 50 Kinder von 4 – 12 Jahren. 

Es war Pfingsten! Unser Text war Joh. 21 „Hast du mich lieb?“

Wir warens gewohnt, daß wir den Text immer zuerst zu uns reden ließen. Unsere Vorbereitungsstunde war der liebe Samstagabend.

Mit viel Schwierigkeiten verbunden fanden wir doch eine stille Stunde, wo wir den Staub von den Füßen schütteln durften und Taborstunden (Anmerkung: Momente tiefen Glücks, großer Freude, vor allem aber Stunden starker Gottverbundenheit), erleben.

Bald gesellte sich unsere liebe Frl. Maria Gast noch hinzu zu unserer Hilfe. Der einzige Grund und die einzige Ausrüstung die wir hatten war unser gemeinschaftliches Gebet.

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