Durch die Zeitumstände bedingt, Jugendvertrag,
Gleichschaltung der ev. Jugend und anderes mehr, löste sich der Jugendbund so
langsam auf. Die Arbeit der Kinderkirche aber ging ihren stillen treuen Gang.
Was ja einst in Glauben und Vertrauen angefangen wurde konnte ja nicht
weggenommen oder einfach aufgelöst werden. Das spürten und wußten auch die
einstigen Helferinnen des Jugendbundes. Es waren damals die Helferinnen Mariele
Schmid, Martha Bauknecht, Gertrud Renzler, Karl Beck die in Treue den Dienst an
den Kindern weiterführten. Als dann im September1936 die Heppacher
Kinderschwester Hedwig Ziegler ihren Einzug in den neuerrichteten Kindergarten
hielt, trat auch sie in den Helferkreis ein und half treu mit. Die Vorbereitung
hielt der Pfarrer, später die Verweser der Gemeinde.
Am 1. April 1940 zog Pfarrer Krockenberger mit seiner
Familie im Oberensinger Pfarrhaus ein. 14 Tage war er Pfarrer der Gemeinde,
zweimal hielt er die Vorbereitung für die Kinderkirche, zweimal selbst
Kinderkirche, da mußte er Soldat sein, und wieder war der Helferkreis allein,
Wir
durften gleich von Anfang an viel Liebe und Anhänglichkeit der Kinder erfahren.
Ach wie glänzten ihre Äuglein beim Erzählen der biblischen und anderer
Geschichtlein, wie sangen sie aus voller Kehle wie die Vöglein, die ihnen so
lieb gewordenen Liederaus den Reichsliedern wie z.B. zum Frühling oder:
Schönster Her Jesu, auch den Zigeunerknab hörte man bald im Dorfe singen. Die
Kleinsten marschierten schon mit dem Liedlein: „Wer will ein Streiter Jesu
sein?“ und „denkt, ich weiß ein Schäfelein.“ So ging der Sommer dahin, es wurde
Herbst und Winter, in der Kirche war es kalt, und so durften wir in die Schule
übersiedeln. Weihnachten nahte, wir dachten an eine kleine Weihnachtsfreude für
unsere Kinder. Aber der Pfennig war schon zur Milliarde gestiegen. Kein
Gesangbüchlein für Kindergottesdienst konnte man noch kaufen, und so schrieben
wir 60 Büchlein (blaue Notizbüchle á 6 Pf.) Selbst mit je 10 unserer
selbstgelernten Lieder, eine kleine Weihnachtsfeier durften
wir halten. Päckchen mit Gutsle und Äpfeln und unsere geschriebenen Büchle
machten den Kindern viel Freude. Weihnachten 1924-1925 war dann in der Kirche und
war um und inhaltsreicher als das erste.
Auch unsere Kinderzahl war gewachsen. Wir schauten nach Hilfe
aus. Der Herr hatte sie uns schon zugedacht in unserer lieben Anna
Eschenbächer.
Als allmählich Frl. Hedwig und Frl. Gast aus
Gesundheitsrücksichten sich zurückziehen mußten war sie es, die in stiller
Treue durchgehalten hat.
Unsere Kinderlein hatten von Anfang an das Bedürfnis, ein
Opfer zu bringen. Anfangs gaben wir es für die Mission. Als aber die ersten 7
Konfirmanden aus unserer Mitte schieden, schenkten wir ihnen eine Taschenbibel
und bezahlten es aus unserer Kasse, ebenso die Kosten an Weihnachten.
Während des Sommers machten wir einigemale einen Spaziergang
ins Freie. Mit Gesang zogen wir durch das Dorf. Auch Herrn Pfarrer durften wir
manchmal ein Liedle singen. Mit unserer Kinderschar stellten wir uns vor dem
Pfarrhaus auf. Am darauffolgen Sonntag stand dann jedesmal ein Korb mit
Bretzeln in der Sakristei. Hatte ein Kind Geburtstag, so durfte es sich ein
Liedle wählen und bekam ein Bildle. Unsere Kleinen besonders freuten sich
riesig darauf. Immer sehe ich sie vor mir wie sie ihr Schnäblein aufmachten
beim Singen. Unser lustigstes Singvögele war Ernstle Sixt. Als aufmerksamster
Zuhörer galt Albertle Bauer der die biblischen und anderen Geschichten
wortgetreu nacherzählte. Nun war Hochsommmerzeit geworden, in den Schulen
begannen die Ferien. Unsere Kinder wollten keine Sonntagsschulferien, sie
wünschten dringend ihre Sonntagsschule. Dies war zuviel für mich,
gesundheitlich reichte meine Kraft nicht mehr aus, im Hause hier wurde die
Arbeit immer mehr, ich sah mich genötigt, die mir so lieb gewordene Arbeit in
andere Hände zu übergeben. Nun hatte sich in letzter Zeit hier ein Jugendbund
gegründet unter Leitung von Herrn Lauer und wurden da durch Gottes Gnade schon
in der Stille weitere Helfer und Helferinnen ausgebildet, die mit Freudigkeit
die Arbeit aufnehmen und so der Herr Gnade gibt, im Segen wirken dürfen.
Schwester Anna Sturm
Heiland, deine größten Dinge beginnst Du still und geringe;
was sind wir Armen Herr vor dir. Aber du willst für uns streiten und uns mit
Deinen Augen leiten; auf deine Kraft vertrauen wir, dein Senfkorn arm und klein
wächst endlich ohne Schein doch zum Baum, weil du Herr Christ, ein Hüter bist,
dem es von Gott vertrauet ist.
Meister, lass Dein
Werk nicht liegen, hilf uns beten, kämpfen, siegen, bis wir stehn vor deinem
Thron (Offenb. 3,12)
Die Kinderkirche ohne Leitung, die Gemeinde ohne Pfarrer.
Als dann im Sommer 1940 Schwester Hedwig Ziegler von
ihrem Mutterhaus abberufen wurde, fiel die Vorbereitung und die Leitung der
Kinderkirche von selbst der Pfarrfrau zu. Für Schwester Hedwig kam Schwester
Meta Hermann die gerne in die Helferlücke von Schwester Hedwig trat. Damals
waren die Helferinnen, Schwester Meta, Mariele Schmid, Ruth Lang, aushilfsweise
auch Elise Klein und die Pfarrfrau. Es war ein feines Verstehen und ein
fröhliches arbeiten miteinander. Später kam auch Frau Else Balz hinzu, die
schon daheim, in Kornwestheim, Helferin der Kinderkirche war. Die Zahl der
Kinder schwankte damals zwischen 40 und 60.
Der Helferkreis war sich der großen Verantwortung wohl
bewußt die er hatte, war doch die Kinderkirche noch die einzige Möglichkeit den
Kinder von Jesus zu sagen, sie in die Bibel einzuführen, mit ihnen Lieder und
Sprüche zu lernen. Wir haben in der damaligen Zeit viele schöne Lieder aus dem
Jugendgesangbuch gelernt, manches schöne Gebet und viele schöne Sprüche aus der
Bibel.
Besonders ein Gebet haben wir in der immer schwerer werdenden Kriegszeit
sonntäglich miteinander gebetet:
Jesu, der Du Jesus heißt, als ein Jesus Hilfe leist`!
Hilf mit Deiner starken Hand, Menschenhilf hat sich
gewandt.
Eine Mauer um uns bau daß dem Feinde davor grau, er mit
Zittern sie anschau.
Andre traun auf ihre Kraft, auf ihr Glück und
Ritterschaft.
Deine Christen traun auf dich, auf dich traun sie
festiglich.
Laß sie werden nicht zuschand, bleib ihr Helfer und
Beistand, sind sie Dir doch all bekannt.
Du bist ja der Held und Mann, der den Kriegen steuern
kann,
der da Spieß und Schwert zerbricht, der die Bogen macht
zunicht,
der die Wagen gar verbrennt, und der Menschen Herzen
lenkt, daß der Krieg gewinnt ein End.
An jedem wiederkehrenden Erntedankfesthaben wir, manchmal
mit Hardt und Zizishausen zusammen dem treuen Gott gedankt mit Liedern und
Worten. Manche schöne Festliturgie haben wir der Gemeinde darbieten dürfen.
Auch am Jugendsonntag war immer eine große Kinderschar im Gotteshaus
versammelt, und den Christtag haben wir natürlich am schönsten gefeiert. Da gab
es ein Geschenk; irgendetwas hat der Helferkreis an jedem Christtag noch
zusammengebracht. Einmal kam der Gruß zum Fest gar aus dem fernen Galizien.
Dort war damals der Pfarrer der Gemeinde mit seinem Trupp Gefangener die er zu
beaufsichtigen hatte in einer Glasfabrik. So konnte er den Kindern seiner
Gemeinde die ihn, und die er kaum kannte schöne Gläser und Väschen schicken,
auch hübsche Glasteller waren dabei. Das war für die Helfer und die Kinder eine
große Freude.
An einem Sonntag des Jahres 1941 kam Herr Ernst Schöll,
der Leiter der Kinderkirche Zizishausen und sagte zu mir: Frau Pfarrer, ich muß
übermorgen zum Militär, bitte übernehmen Sie die Kinderkirche. Das war nun
allerdings eine böse Sache. Der Helferkreis war doch schon reichlich klein, wir
konnten fast niemand abgeben. Aber es mußte getan werden, darüber waren wir uns
einig. Weil Schwester Meta radeln konnte so übernahm sie nun ganz Zizishausen.
An ihre Stelle trat Schwester Sofie Leurich vom Fürsorgeheim, die früher auch
schon Helferin gewesen war. Darüber waren wir sehr froh. Im gleichen Jahr
hatten wir auch die Kinderkirche in Hardt zu betreuen. Dort meldete sich bei Frau
Klemmer, die in Hardt schon manches Jahr die Kinderkirche leitete, ein Kindlein
an. Einige Zeit nur und nach der Geburt ging nun Mariele Schmid nach Hardt und
vertrat Frau Klemmer. So verging Jahr und Tag, immer schwerer lastete der Krieg
über unserem Land, über Dorf und Stadt. Viele und schwere Aufgaben mußten
getragen werden und gelöst werden. Im Herbst 1944 erkrankte die Pfarrfrau
ziemlich schwer und mußte für längere Zeit fort. Inzwischen war Schwester
Katharine Kienzle an Schwester Meta`s Stelle getreten und Frl. Hedwig Riek von
Nürtingen half uns aus, weil wir eben zu wenig Helfer waren, bei Schwester
Katherine kamen sie zur Vorbereitung zusammen. Ganz unverhofft kam Ende Mai
1945 der Pfarrer der Gemeinde aus dem Osten zurück. Ach, nun war ja alles gut.
Wie viele Dinge konnten nun weggelegt werden auf stärkere Schultern. Gott hat
es gut mit uns gemeint, daß er uns den Hirten und Seelsorger wieder gesund
geschenkt hat.
Inzwischen sind 3 Jahre vergangen, es ist vieles anders
geworden in unserem Vaterland und der engeren Heimat. Eines aber bleibt: Der
Auftrag den Christus seinen Jüngern gab: „Ihr sollt meine Zeugen sein.“
An Weihnachten 1943, 1945, 1946 durften die Kinder ein
feines Krippenspiel der Gemeinde darbieten. Das war ein eifriges Üben und
Lernen, durchaus nicht immer leicht für die, die es einübten. Auch an
Weihnachten 1947 lernten und übten wir, mit Hilfe des Mädchenkreises ein
Krippenspiel ein, das nach großer Mühe doch endlich gelingen durfte und viel
Freude gemacht hat.
Nach all den schweren Jahren in der die Arbeit der Kirche
unter Zwang und Druck gesetzt war und es verboten war, Feste zu feiern, wollten
wir nun auch einmal wieder ein Sommerfest feiern wie es in früheren Jahren
üblich war. Nach langen Regenwochen stieg endlich ein richtiger Sonnentag empor
und das Fest konnte gefeiert werden.
Wie schön es war sagt der umstehende
Bericht.
Bericht im Gemeindeblatt vom 28.8.1946
Heute soll vom Sommerfest unserer Kinderkirche berichtet
werden. Schon lang wars geplant, der Tag war festgesetzt und die Vorbereitungen
waren getroffen, aber dann hat es am Wochenende geregnet, so dass das Fest
verschoben werden mußte. Umso schöner strahlte der Himmel, als am folgenden
Sonntag, 30. Juni die Kinderschar von Oberensingen und Zizishausen in langem
Festzug sich nach Hardt hinaufbewegte, wo sie von den Hardtern am Ortseingang
feierlich empfangen wurden. Auf der herrlichen Wiese am Waldrand hinter dem
Dörflein entwickelte sich nun ein fröhliches Treiben. Im schönsten Gotteshaus,
das es gibt unterm tiefblauen Himmel im Schatten der mächtigen Bäume wurden wir
zuerst durch Lied, Psalm und Wort auf den Urquell aller Freude, unserem Gott
und himmlischen Vater hingewiesen. Dann folgten allerlei Reigen die zum 2. Teil
des Festes überleiteten der frohem Spiel und Kurzweil gewidmet war. Was war das
Schönste? Der Kletterbaum, von vielen Anwärtern, Buben und Mädchen dicht
umlagert, an dem herzhafte Brezeln und regelrechte Würste ganz ohne Werken,
aber freilich nicht ganz ohne Mühe zu holen waren oder die gespannte Schnur, an
der man mit verbundenen Augen sich etwas Leckeres abschneiden konnte. Warens
die mancherlei Spiele in Gruppen auf dem grünen Rasen oder war`s die
Vesperpause mit Sprudel und Hörnle? War nicht das Schönste die Liebe die all
den Vorbereitungen und Überraschungen abzuspüren war und wenn ein Kind am
Schluß, als die Frage gestellt wurde wem wir danken wollten, „em Mariele“ rief,
dann hat es richtig die genannt, der vor allem der herzliche Dank für alle
Freude gebührt. Doch soll neben ihr der „Festausschuß“ samt allen die zum
Gelingen des Festes beigetragen haben, nicht vergessen werden, daß wir zuerst
und zuletzt von Gottes Güte leben, das haben wir zum Schluß mit dem Lied: „Nun
danket alle Gott, mit Herzen Mund und Händen“ zum Ausdruck gebracht.
Einen schmerzlichen Abschied und Verlust hat die
Kinderkirche dadurch erlebt, daß unser Mariele Schmid, mindestens 20-22 Jahre
Helferin war, sich im Herbst 1947 nach Fellbach verheiratete. Heißt sie nun
auch Frau Maria Hirsch, so ist ihr Herz doch das alte geblieben und sie denkt
nach wie vor mit Liebe an uns und trägt die Arbeit der Kinderkirche treu mit
uns weiter. Große Freude hat uns und den Kindern eine Bonbonspende gemacht die
ein Oberensinger, Herr Gottlob Bauknecht in Philadelphia wohnend, uns zum
Christtag geschickt hatte. 113 kleine Bonbonpäckle haben wir gemacht und jedes
Kind durfte beim Hinausgehen ein solches Päckle in Empfang nehmen. Wir haben
uns bei dem lieben Spender und seiner Familie herzlich bedankt dafür.
So, nun bin ich am Ende der 25 Jahre angelangt. Wir
wissen, daß gerade diese Arbeit Saat auf Hoffnung ist. So bauen und trauen wir allein
auf den, der das gute Werk vollenden wird bis an den Tag Jesu Christi.
Die
derzeitigen Helfer sind: Martha Heeß, Frau Else Balz,
Elise Klein, Schwester Luise Bauer, Rosemarie Krockenberger, der Leiter
Pfarrer
Krockenberger. Die Kinderzahl schwankt zwischen 110 und
120
Frau Maria Krockenberger
Was uns in dankbarem Rückblick auf dieses Werk bewegt hat
kam bei unserem Jubelfest am 11. April zum Ausdruck. Am Vormittag hat uns
Pfarrer Lutz vom Gemeindedienst in Stuttgart in seiner Predigt über Offb. 7,
9-17 die ans Ziel gelangte Schar vor Gottes Thron gezeigt, zu der wir alle samt
unseren Kindern berufen sind. Der Nachmittag vereinte Kinder, Gemeinde und die
Helferschaft des Bezirks, die mit unserem Fest die jährliche Bezirksversammlung
verband, zum schön verlaufenen Festgottesdienst. Unsere Kinder haben uns in
Wort und Lied zum Geber aller guten Gaben hingeführt. Der Ortspfarrer erzählte
aus der Vergangenheit der Kinderkirche. Herr Dekan Dipper sprach vom bleibenden
Segen dessen was man hier hört und lernt. Eine besondere Freude war es, daß die
einstige Gründerin, Schwester Anna, zu den Kindern gesprochen hat. Sie brachte
den Dank zum Ausdruck daß das vor 25 Jahren begonnene Werk bestehen und weiter
wachsen durfte zum Lob und Preis Gottes.
Als Überraschung auf diesen Tag gab es für jedes Kind
zwei große Schneckennudeln und 14 Tage nachher konnte allen als bleibendes
Andenken ein schönes Bild von unserem Kirchlein gegeben werden.
So klang dieser Tag aus mit Lob und Dank für Gottes Hilfe
und für seinen Segen und wir, die Helferinnen, gehen getrost in das
neue Jahrzehnt,
in dem festen Glauben, daß Gott unseren schwachen Dienst segnen kann
und
wird.
Frau Maria Krockenberger
Pfingstmontag, 14.5.1951
Nun haben wir, seitdem wir unser Jubiläum gefeiert haben,
3 Jahre ungestörter Arbeit in unserer Kinderkirche tun dürfen. Dafür danken wir
Gott, unseren Vater von ganzem Herzen.
Die Kinderzahl ist von Jahr zu Jahr gestiegen, so daß wir
manchmal bis zu 90-100 Kinder im Gottesdienst hatten. Leider fehlt es uns immer
an Helferinnen, die Gruppen sind noch zu groß. Jetzt indem ich dies schreibe,
ist es nun leider schon wieder so daß die Kinder nicht mehr so zahlreich kommen
weil die Väter, die am Sonntag Vormittag nicht in die Kirche kommen mit ihren
Kindern spazieren gehen, das ist sehr schade. Sobald der Sommer vorüber ist und
die kühlen Tage kommen, sind die Eltern froh wenn sie ihre Kinder für eine
Stunde los haben. Es ist nicht immer leicht, die Oberensinger Kinder zu
bändigen, ja im wahrsten Sinn des Wortes „zu bändigen“ und gar manchmal könnte
man mutlos werden und fragen, hat es überhaupt einen Wert was wir tun?
Gottlob, wir dürfen uns an die Verheißungen Jesu halten,
an sein Wort, daß nichts umsonst ist was wir im Glauben tun. Und „ER“ der gute
Hirte, wird auch den Oberensinger Kindern nachgehen und sie suchen und sie
nicht aus den Augen lassen.
Die Helferinnen sind: Frl. Martha Hees, Frau Else Lutz,
Renate Baier, Frida Schmid, die derzeitige Kindertante Johanna Seysfried,
Ursula Krockenberger und Frau Maria Krockenberger
Am 3.Februar 1963
Nun ist es also soweit, daß ich den Schlußpunkt unter
dies Chronik setzen kann, daß wir, die Pfarrfamilie Krockenberger unsere Hütte
hier abbrechen. Wir werden nach nunmehr 23 jährigen Hiersein am 20 Februar in
die Gemeinde Gruibingen Kreis Göppingen übersiedeln.
12 Jahre sind seit dem letzten Eintrag vorbei gegangen.
Wenn ich sie in Gedanken zurückwandere so bleibt eigentlich nichts Besonderes
in meinem Gedächtnis haften, es waren Jahre ungestörten Arbeitens. Auch kann
ich wohl sagen, daß die ungebändigte Jugend von der ich letzten Eintrag schrieb
wirklich manierlicher, disziplinierter geworden ist, ich will so sagen, im
Kindergottedienst züchtiger geworden ist, als damals. Auch ist die Kinderzahl
von Jahr zu Jahr gewachsen. Es hat sich schon seit Jahren eine feste Ordnung
herausgebildet wonach die Zuhörer den Kindergottesdienst zu besuchen haben.
(Anwesenheitsliste wird geführt), die Konfirmanden den Gottesdienst der
Erwachsenen. Im Winterhalbjahr waren es so viele Kinder daß wir mit einer
Gruppe auf einer Treppe die zur Empore führte, ausweichen mußten. Es war schön
diese große Kinderschar im Gotteshaus zu haben. Dankbar waren wir daß wir immer
wieder die notwendigen Helfer bekamen.
Während der Zeit der Kirchenerneuerung waren wir ja
eigentlich heimatlos. Der Saal im Gemeindehaus, in dem die Gottesdienste
gehalten wurden war zu klein für eine Gruppeneinteilung, da kamen wir auf den
Gedanken im Erdgeschoß des neuen Altenheims mit seinen großen weiten Gängen und
auch Räumen könnte doch eine Möglicjkeit sein. Wir haben gefragt, und es wurde
uns erlaubt. Die alten Kirchenbänke wurden hinunter gestellt, sogar ein kleines
Harmonium hatten wir, und so haben wir da unten fröhlich gesungen und die
biblischen Geschichten erzählt. Wir waren dankbar für diese Unterschlupf. Ich
mußte manchmal an die Gottesdienste der Katakomben denken, doch welch
Unterschied zwischen damals und heute.
Kinderkirch-Feste wie sie in diesem Buch eingangs
beschrieben sind hatten wir in den letzten Jahren keine mehr. Mit dem
wachsenden Wohlstand gab es auch für unsere Kinder viel mehr Abwechslung,
vielleicht muß ich sagen Zerstreuung, so daß man sich scheute zu einem doch
bescheidenen Fest einzuladen. Der wachsende Autoverkehr verbot ja ein Gehen im
Zug mitten auf der Straße. Zweimal haben wir mit einem großen Omnibus einen
Ausflug gemacht, einmal nach Stetten im Remstal in die Anstalt für Epileptische
und kranke Kinder und Schwachsinnige, sie ist die Patenanstalt unserer Gemeinde
für die wir auch Herbstgaben sammeln.
Der zweite Ausflug ging nach Reutlingen ins Bruderhaus.
Gustav Werner-Stiftung zum Bruderhaus. Zuerst ging es auf den Georgenberg von
dem man einen herrlichen Blick auf die Stadt und ihre Umgebung hatte.
Herabgestiegen erwartete uns im Speisesaal ihres Lehrlingsheimes ein kräftiger
Kakao mit Schneckennudeln. Danach durften wir das Jugenddorf mit seinen
verschiedenen Einrichtungen besichtigen. Es war ein schöner, reicher Nachmittag
für unsere Kinder.
Eine große Freude war es, als wir in Herrn Dr. Helmut
Lang einen Helfer in den Kreis der Helferinnen bekamen. Als Dr. der
Volkswirtschaft war er nun stud. theol. Wir waren eine ganze Weil 7 Helfer. Dr.
Lang, Frida Schmid, letztere seit 1951, Frl. Elise Klein, Anneliese Grau,
Hannelore Kaiser, Annemarie Wüstenfeld, M. Krockenberger und mein Mann. Seitdem
der Fiialort Zizishausen zuerst einen Vikar bekam, und dann später zur
selbständigen Pfarrei erhoben worden war, konnte auch mein Mann wieder im
Kindergottesdienst seiner eigenen Gemeinde sein. Durch seinen Doppeldienst
Zizishausen-Oberensingen, war der durch Jahre hindurch nicht möglich. Nun
geschah etwas Wundersames. Einträchtig saßen wir bei den Vorbereitungen
zusammen, taten wir am Sonntag bei den Kindern unseren schönen Dienst. Aus
dieser Zusammenarbeit keimte das zarte Pflänzchen Verstehen und- Liebe Dr.Lang
holte sich für sein zukünftiges Amt die Frieda als Helferin, so gab es eine
richtige Kinderkirch Hochzeit. Die Gruppen der Kleinen die Frieda durch Jahre
hindurch betreute streuten Blumen, es war ein lieblicher Anblick.
Leider haben wir die Frida und Dr. Lang inzwischen
verloren, sie, weil sie ein eigenes Kindlein zu betreuen hat, ihn weil er für
sein Examen arbeiten muß. Von Herzen danken wir beiden, besonders der lieben
Frida für ihren langjährigen, treuen Dienst. Für Dr. Lang kam dann zu uns
Gerhard Mayer als Helfer, das war uns eine große Freude, für Anneliese Grau,
Martha Kern, unsere treue Mesnerin springt ein wenn in Hardt Gottesdienst ist
und mein Mann fehlt, so kommen wir mit knapper Not durch. Hannelore Kaiser, die
jetzt Abitur gemacht hat, zieht mit ihren Eltern weg, mein Mann und ich gehen
auch, aber es sind schon neue Helfer in Aussicht, das ist gut.
Viele schöne Weihnachtsfeiern haben wir mit der großen
Kinderschar erlebt und die Gemeinde hat mit jedem Jahr größeren Anteil davon
genommen. Die Vorbereitungen dazu haben mir Freude gemacht, zumal, besonders
die Älteren Kinder richtig dabei waren und mitgearbeitet haben. Und was durch
manches Jahr hindurch mein sehnlicher Wunsch war, nämlich richtige
Engelsgewänder zu haben die man einfach holen kann wenn man sie braucht,
diesen Wunsch konnten wir uns auf das Weihnachtsfest 1961 erfüllen. Wir hatten
soviel Opfer, daß wir den Stoff kaufen konnten, genäht wurden sie von
verschiedenen helfenden Menschen. Möchten diese sogenannten „Engelsgewänder“
noch oft eine Hilfe zum Feiern sein.
Es wird nun in diesem Frühjahr 40 Jahre daß Oberensingen
einen Kindergottesdienst hat. Es wäre interessant zu wissen wie viele Kinder
durch Jahre hindurch die biblischen Geschichten gehört haben. Ach nein, es ist
dies unwesentlich, daß es viele sind, das wissen wir, der Same ist gesät, daß
er aufgehen möge ist unsere Bitte.
So möchte ich unter diesen meinen letzten Eintrag das
Wort setzen: …etliches trug Frucht, dreißig, sechzig, hundertfältig. Gott gebe
es
M. Krockenberger
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