Bericht von Frau Maria Krockenberger 1940 bis 1963

Durch die Zeitumstände bedingt, Jugendvertrag, Gleichschaltung der ev. Jugend und anderes mehr, löste sich der Jugendbund so langsam auf. Die Arbeit der Kinderkirche aber ging ihren stillen treuen Gang. Was ja einst in Glauben und Vertrauen angefangen wurde konnte ja nicht weggenommen oder einfach aufgelöst werden. Das spürten und wußten auch die einstigen Helferinnen des Jugendbundes. Es waren damals die Helferinnen Mariele Schmid, Martha Bauknecht, Gertrud Renzler, Karl Beck die in Treue den Dienst an den Kindern weiterführten. Als dann im September1936 die Heppacher Kinderschwester Hedwig Ziegler ihren Einzug in den neuerrichteten Kindergarten hielt, trat auch sie in den Helferkreis ein und half treu mit. Die Vorbereitung hielt der Pfarrer, später die Verweser der Gemeinde.
Am 1. April 1940 zog Pfarrer Krockenberger mit seiner Familie im Oberensinger Pfarrhaus ein. 14 Tage war er Pfarrer der Gemeinde, zweimal hielt er die Vorbereitung für die Kinderkirche, zweimal selbst Kinderkirche, da mußte er Soldat sein, und wieder war der Helferkreis allein,

Wir durften gleich von Anfang an viel Liebe und Anhänglichkeit der Kinder erfahren. Ach wie glänzten ihre Äuglein beim Erzählen der biblischen und anderer Geschichtlein, wie sangen sie aus voller Kehle wie die Vöglein, die ihnen so lieb gewordenen Liederaus den Reichsliedern wie z.B. zum Frühling oder: Schönster Her Jesu, auch den Zigeunerknab hörte man bald im Dorfe singen. Die Kleinsten marschierten schon mit dem Liedlein: „Wer will ein Streiter Jesu sein?“ und „denkt, ich weiß ein Schäfelein.“ So ging der Sommer dahin, es wurde Herbst und Winter, in der Kirche war es kalt, und so durften wir in die Schule übersiedeln. Weihnachten nahte, wir dachten an eine kleine Weihnachtsfreude für unsere Kinder. Aber der Pfennig war schon zur Milliarde gestiegen. Kein Gesangbüchlein für Kindergottesdienst konnte man noch kaufen, und so schrieben wir 60 Büchlein (blaue Notizbüchle á 6 Pf.) Selbst mit je 10 unserer
selbstgelernten Lieder, eine kleine Weihnachtsfeier durften wir halten. Päckchen mit Gutsle und Äpfeln und unsere geschriebenen Büchle machten den Kindern viel Freude. Weihnachten 1924-1925 war dann in der Kirche und war um und inhaltsreicher als das erste.
Auch unsere Kinderzahl war gewachsen. Wir schauten nach Hilfe aus. Der Herr hatte sie uns schon zugedacht in unserer lieben Anna Eschenbächer.
Als allmählich Frl. Hedwig und Frl. Gast aus Gesundheitsrücksichten sich zurückziehen mußten war sie es, die in stiller Treue durchgehalten hat.

Unsere Kinderlein hatten von Anfang an das Bedürfnis, ein Opfer zu bringen. Anfangs gaben wir es für die Mission. Als aber die ersten 7 Konfirmanden aus unserer Mitte schieden, schenkten wir ihnen eine Taschenbibel und bezahlten es aus unserer Kasse, ebenso die Kosten an Weihnachten.

Während des Sommers machten wir einigemale einen Spaziergang ins Freie. Mit Gesang zogen wir durch das Dorf. Auch Herrn Pfarrer durften wir manchmal ein Liedle singen. Mit unserer Kinderschar stellten wir uns vor dem Pfarrhaus auf. Am darauffolgen Sonntag stand dann jedesmal ein Korb mit Bretzeln in der Sakristei. Hatte ein Kind Geburtstag, so durfte es sich ein Liedle wählen und bekam ein Bildle. Unsere Kleinen besonders freuten sich riesig darauf. Immer sehe ich sie vor mir wie sie ihr Schnäblein aufmachten beim Singen. Unser lustigstes Singvögele war Ernstle Sixt. Als aufmerksamster Zuhörer galt Albertle Bauer der die biblischen und anderen Geschichten wortgetreu nacherzählte. Nun war Hochsommmerzeit geworden, in den Schulen begannen die Ferien. Unsere Kinder wollten keine Sonntagsschulferien, sie wünschten dringend ihre Sonntagsschule. Dies war zuviel für mich, gesundheitlich reichte meine Kraft nicht mehr aus, im Hause hier wurde die Arbeit immer mehr, ich sah mich genötigt, die mir so lieb gewordene Arbeit in andere Hände zu übergeben. Nun hatte sich in letzter Zeit hier ein Jugendbund gegründet unter Leitung von Herrn Lauer und wurden da durch Gottes Gnade schon in der Stille weitere Helfer und Helferinnen ausgebildet, die mit Freudigkeit die Arbeit aufnehmen und so der Herr Gnade gibt, im Segen wirken dürfen.                                              Schwester Anna Sturm

Heiland, deine größten Dinge beginnst Du still und geringe; was sind wir Armen Herr vor dir. Aber du willst für uns streiten und uns mit Deinen Augen leiten; auf deine Kraft vertrauen wir, dein Senfkorn arm und klein wächst endlich ohne Schein doch zum Baum, weil du Herr Christ, ein Hüter bist, dem es von Gott vertrauet ist.                           Meister, lass Dein Werk nicht liegen, hilf uns beten, kämpfen, siegen, bis wir stehn vor deinem Thron  (Offenb. 3,12)

Die Kinderkirche ohne Leitung, die Gemeinde ohne Pfarrer.
Als dann im Sommer 1940 Schwester Hedwig Ziegler von ihrem Mutterhaus abberufen wurde, fiel die Vorbereitung und die Leitung der Kinderkirche von selbst der Pfarrfrau zu. Für Schwester Hedwig kam Schwester Meta Hermann die gerne in die Helferlücke von Schwester Hedwig trat. Damals waren die Helferinnen, Schwester Meta, Mariele Schmid, Ruth Lang, aushilfsweise auch Elise Klein und die Pfarrfrau. Es war ein feines Verstehen und ein fröhliches arbeiten miteinander. Später kam auch Frau Else Balz hinzu, die schon daheim, in Kornwestheim, Helferin der Kinderkirche war. Die Zahl der Kinder schwankte damals zwischen 40 und 60.
Der Helferkreis war sich der großen Verantwortung wohl bewußt die er hatte, war doch die Kinderkirche noch die einzige Möglichkeit den Kinder von Jesus zu sagen, sie in die Bibel einzuführen, mit ihnen Lieder und Sprüche zu lernen. Wir haben in der damaligen Zeit viele schöne Lieder aus dem Jugendgesangbuch gelernt, manches schöne Gebet und viele schöne Sprüche aus der Bibel.
Besonders ein Gebet haben wir in der immer schwerer werdenden Kriegszeit sonntäglich miteinander gebetet:
Jesu, der Du Jesus heißt, als ein Jesus Hilfe leist`!
Hilf mit Deiner starken Hand, Menschenhilf hat sich gewandt.
Eine Mauer um uns bau daß dem Feinde davor grau, er mit Zittern sie anschau.
Andre traun auf ihre Kraft, auf ihr Glück und Ritterschaft.
Deine Christen traun auf dich, auf dich traun sie festiglich.
Laß sie werden nicht zuschand, bleib ihr Helfer und Beistand, sind sie Dir doch all bekannt.
Du bist ja der Held und Mann, der den Kriegen steuern kann,
der da Spieß und Schwert zerbricht, der die Bogen macht zunicht,
der die Wagen gar verbrennt, und der Menschen Herzen lenkt, daß der Krieg gewinnt ein End.

An jedem wiederkehrenden Erntedankfesthaben wir, manchmal mit Hardt und Zizishausen zusammen dem treuen Gott gedankt mit Liedern und Worten. Manche schöne Festliturgie haben wir der Gemeinde darbieten dürfen. Auch am Jugendsonntag war immer eine große Kinderschar im Gotteshaus versammelt, und den Christtag haben wir natürlich am schönsten gefeiert. Da gab es ein Geschenk; irgendetwas hat der Helferkreis an jedem Christtag noch zusammengebracht. Einmal kam der Gruß zum Fest gar aus dem fernen Galizien. Dort war damals der Pfarrer der Gemeinde mit seinem Trupp Gefangener die er zu beaufsichtigen hatte in einer Glasfabrik. So konnte er den Kindern seiner Gemeinde die ihn, und die er kaum kannte schöne Gläser und Väschen schicken, auch hübsche Glasteller waren dabei. Das war für die Helfer und die Kinder eine große Freude.
An einem Sonntag des Jahres 1941 kam Herr Ernst Schöll, der Leiter der Kinderkirche Zizishausen und sagte zu mir: Frau Pfarrer, ich muß übermorgen zum Militär, bitte übernehmen Sie die Kinderkirche. Das war nun allerdings eine böse Sache. Der Helferkreis war doch schon reichlich klein, wir konnten fast niemand abgeben. Aber es mußte getan werden, darüber waren wir uns einig. Weil Schwester Meta radeln konnte so übernahm sie nun ganz Zizishausen. An ihre Stelle trat Schwester Sofie Leurich vom Fürsorgeheim, die früher auch schon Helferin gewesen war. Darüber waren wir sehr froh. Im gleichen Jahr hatten wir auch die Kinderkirche in Hardt zu betreuen. Dort meldete sich bei Frau Klemmer, die in Hardt schon manches Jahr die Kinderkirche leitete, ein Kindlein an. Einige Zeit nur und nach der Geburt ging nun Mariele Schmid nach Hardt und vertrat Frau Klemmer. So verging Jahr und Tag, immer schwerer lastete der Krieg über unserem Land, über Dorf und Stadt. Viele und schwere Aufgaben mußten getragen werden und gelöst werden. Im Herbst 1944 erkrankte die Pfarrfrau ziemlich schwer und mußte für längere Zeit fort. Inzwischen war Schwester Katharine Kienzle an Schwester Meta`s Stelle getreten und Frl. Hedwig Riek von Nürtingen half uns aus, weil wir eben zu wenig Helfer waren, bei Schwester Katherine kamen sie zur Vorbereitung zusammen. Ganz unverhofft kam Ende Mai 1945 der Pfarrer der Gemeinde aus dem Osten zurück. Ach, nun war ja alles gut. Wie viele Dinge konnten nun weggelegt werden auf stärkere Schultern. Gott hat es gut mit uns gemeint, daß er uns den Hirten und Seelsorger wieder gesund geschenkt hat.
Inzwischen sind 3 Jahre vergangen, es ist vieles anders geworden in unserem Vaterland und der engeren Heimat. Eines aber bleibt: Der Auftrag den Christus seinen Jüngern gab: „Ihr sollt meine Zeugen sein.“
An Weihnachten 1943, 1945, 1946 durften die Kinder ein feines Krippenspiel der Gemeinde darbieten. Das war ein eifriges Üben und Lernen, durchaus nicht immer leicht für die, die es einübten. Auch an Weihnachten 1947 lernten und übten wir, mit Hilfe des Mädchenkreises ein Krippenspiel ein, das nach großer Mühe doch endlich gelingen durfte und viel Freude gemacht hat.
Nach all den schweren Jahren in der die Arbeit der Kirche unter Zwang und Druck gesetzt war und es verboten war, Feste zu feiern, wollten wir nun auch einmal wieder ein Sommerfest feiern wie es in früheren Jahren üblich war. Nach langen Regenwochen stieg endlich ein richtiger Sonnentag empor und das Fest konnte gefeiert werden.
Wie schön es war sagt der umstehende Bericht.

Bericht im Gemeindeblatt vom 28.8.1946
Heute soll vom Sommerfest unserer Kinderkirche berichtet werden. Schon lang wars geplant, der Tag war festgesetzt und die Vorbereitungen waren getroffen, aber dann hat es am Wochenende geregnet, so dass das Fest verschoben werden mußte. Umso schöner strahlte der Himmel, als am folgenden Sonntag, 30. Juni die Kinderschar von Oberensingen und Zizishausen in langem Festzug sich nach Hardt hinaufbewegte, wo sie von den Hardtern am Ortseingang feierlich empfangen wurden. Auf der herrlichen Wiese am Waldrand hinter dem Dörflein entwickelte sich nun ein fröhliches Treiben. Im schönsten Gotteshaus, das es gibt unterm tiefblauen Himmel im Schatten der mächtigen Bäume wurden wir zuerst durch Lied, Psalm und Wort auf den Urquell aller Freude, unserem Gott und himmlischen Vater hingewiesen. Dann folgten allerlei Reigen die zum 2. Teil des Festes überleiteten der frohem Spiel und Kurzweil gewidmet war. Was war das Schönste? Der Kletterbaum, von vielen Anwärtern, Buben und Mädchen dicht umlagert, an dem herzhafte Brezeln und regelrechte Würste ganz ohne Werken, aber freilich nicht ganz ohne Mühe zu holen waren oder die gespannte Schnur, an der man mit verbundenen Augen sich etwas Leckeres abschneiden konnte. Warens die mancherlei Spiele in Gruppen auf dem grünen Rasen oder war`s die Vesperpause mit Sprudel und Hörnle? War nicht das Schönste die Liebe die all den Vorbereitungen und Überraschungen abzuspüren war und wenn ein Kind am Schluß, als die Frage gestellt wurde wem wir danken wollten, „em Mariele“ rief, dann hat es richtig die genannt, der vor allem der herzliche Dank für alle Freude gebührt. Doch soll neben ihr der „Festausschuß“ samt allen die zum Gelingen des Festes beigetragen haben, nicht vergessen werden, daß wir zuerst und zuletzt von Gottes Güte leben, das haben wir zum Schluß mit dem Lied: „Nun danket alle Gott, mit Herzen Mund und Händen“ zum Ausdruck gebracht.
Einen schmerzlichen Abschied und Verlust hat die Kinderkirche dadurch erlebt, daß unser Mariele Schmid, mindestens 20-22 Jahre Helferin war, sich im Herbst 1947 nach Fellbach verheiratete. Heißt sie nun auch Frau Maria Hirsch, so ist ihr Herz doch das alte geblieben und sie denkt nach wie vor mit Liebe an uns und trägt die Arbeit der Kinderkirche treu mit uns weiter. Große Freude hat uns und den Kindern eine Bonbonspende gemacht die ein Oberensinger, Herr Gottlob Bauknecht in Philadelphia wohnend, uns zum Christtag geschickt hatte. 113 kleine Bonbonpäckle haben wir gemacht und jedes Kind durfte beim Hinausgehen ein solches Päckle in Empfang nehmen. Wir haben uns bei dem lieben Spender und seiner Familie herzlich bedankt dafür.
So, nun bin ich am Ende der 25 Jahre angelangt. Wir wissen, daß gerade diese Arbeit Saat auf Hoffnung ist. So bauen und trauen wir allein auf den, der das gute Werk vollenden wird bis an den Tag Jesu Christi.
Die derzeitigen Helfer sind: Martha Heeß, Frau Else Balz, Elise Klein, Schwester Luise Bauer, Rosemarie Krockenberger, der Leiter Pfarrer Krockenberger. Die Kinderzahl schwankt zwischen 110 und 120                                                                        Frau Maria Krockenberger

Was uns in dankbarem Rückblick auf dieses Werk bewegt hat kam bei unserem Jubelfest am 11. April zum Ausdruck. Am Vormittag hat uns Pfarrer Lutz vom Gemeindedienst in Stuttgart in seiner Predigt über Offb. 7, 9-17 die ans Ziel gelangte Schar vor Gottes Thron gezeigt, zu der wir alle samt unseren Kindern berufen sind. Der Nachmittag vereinte Kinder, Gemeinde und die Helferschaft des Bezirks, die mit unserem Fest die jährliche Bezirksversammlung verband, zum schön verlaufenen Festgottesdienst. Unsere Kinder haben uns in Wort und Lied zum Geber aller guten Gaben hingeführt. Der Ortspfarrer erzählte aus der Vergangenheit der Kinderkirche. Herr Dekan Dipper sprach vom bleibenden Segen dessen was man hier hört und lernt. Eine besondere Freude war es, daß die einstige Gründerin, Schwester Anna, zu den Kindern gesprochen hat. Sie brachte den Dank zum Ausdruck daß das vor 25 Jahren begonnene Werk bestehen und weiter wachsen durfte zum Lob und Preis Gottes.
Als Überraschung auf diesen Tag gab es für jedes Kind zwei große Schneckennudeln und 14 Tage nachher konnte allen als bleibendes Andenken ein schönes Bild von unserem Kirchlein gegeben werden.
So klang dieser Tag aus mit Lob und Dank für Gottes Hilfe und für seinen Segen und wir, die Helferinnen, gehen getrost in das neue Jahrzehnt, in dem festen Glauben, daß Gott unseren schwachen Dienst segnen kann und wird.                                         Frau Maria Krockenberger

Pfingstmontag, 14.5.1951
Nun haben wir, seitdem wir unser Jubiläum gefeiert haben, 3 Jahre ungestörter Arbeit in unserer Kinderkirche tun dürfen. Dafür danken wir Gott, unseren Vater von ganzem Herzen.
Die Kinderzahl ist von Jahr zu Jahr gestiegen, so daß wir manchmal bis zu 90-100 Kinder im Gottesdienst hatten. Leider fehlt es uns immer an Helferinnen, die Gruppen sind noch zu groß. Jetzt indem ich dies schreibe, ist es nun leider schon wieder so daß die Kinder nicht mehr so zahlreich kommen weil die Väter, die am Sonntag Vormittag nicht in die Kirche kommen mit ihren Kindern spazieren gehen, das ist sehr schade. Sobald der Sommer vorüber ist und die kühlen Tage kommen, sind die Eltern froh wenn sie ihre Kinder für eine Stunde los haben. Es ist nicht immer leicht, die Oberensinger Kinder zu bändigen, ja im wahrsten Sinn des Wortes „zu bändigen“ und gar manchmal könnte man mutlos werden und fragen, hat es überhaupt einen Wert was wir tun?
Gottlob, wir dürfen uns an die Verheißungen Jesu halten, an sein Wort, daß nichts umsonst ist was wir im Glauben tun. Und „ER“ der gute Hirte, wird auch den Oberensinger Kindern nachgehen und sie suchen und sie nicht aus den Augen lassen.

Die Helferinnen sind: Frl. Martha Hees, Frau Else Lutz, Renate Baier, Frida Schmid, die derzeitige Kindertante Johanna Seysfried, Ursula Krockenberger und Frau Maria Krockenberger

Am 3.Februar 1963
Nun ist es also soweit, daß ich den Schlußpunkt unter dies Chronik setzen kann, daß wir, die Pfarrfamilie Krockenberger unsere Hütte hier abbrechen. Wir werden nach nunmehr 23 jährigen Hiersein am 20 Februar in die Gemeinde Gruibingen Kreis Göppingen übersiedeln.
12 Jahre sind seit dem letzten Eintrag vorbei gegangen. Wenn ich sie in Gedanken zurückwandere so bleibt eigentlich nichts Besonderes in meinem Gedächtnis haften, es waren Jahre ungestörten Arbeitens. Auch kann ich wohl sagen, daß die ungebändigte Jugend von der ich letzten Eintrag schrieb wirklich manierlicher, disziplinierter geworden ist, ich will so sagen, im Kindergottedienst züchtiger geworden ist, als damals. Auch ist die Kinderzahl von Jahr zu Jahr gewachsen. Es hat sich schon seit Jahren eine feste Ordnung herausgebildet wonach die Zuhörer den Kindergottesdienst zu besuchen haben. (Anwesenheitsliste wird geführt), die Konfirmanden den Gottesdienst der Erwachsenen. Im Winterhalbjahr waren es so viele Kinder daß wir mit einer Gruppe auf einer Treppe die zur Empore führte, ausweichen mußten. Es war schön diese große Kinderschar im Gotteshaus zu haben. Dankbar waren wir daß wir immer wieder die notwendigen Helfer bekamen.
Während der Zeit der Kirchenerneuerung waren wir ja eigentlich heimatlos. Der Saal im Gemeindehaus, in dem die Gottesdienste gehalten wurden war zu klein für eine Gruppeneinteilung, da kamen wir auf den Gedanken im Erdgeschoß des neuen Altenheims mit seinen großen weiten Gängen und auch Räumen könnte doch eine Möglicjkeit sein. Wir haben gefragt, und es wurde uns erlaubt. Die alten Kirchenbänke wurden hinunter gestellt, sogar ein kleines Harmonium hatten wir, und so haben wir da unten fröhlich gesungen und die biblischen Geschichten erzählt. Wir waren dankbar für diese Unterschlupf. Ich mußte manchmal an die Gottesdienste der Katakomben denken, doch welch Unterschied zwischen damals und heute.
Kinderkirch-Feste wie sie in diesem Buch eingangs beschrieben sind hatten wir in den letzten Jahren keine mehr. Mit dem wachsenden Wohlstand gab es auch für unsere Kinder viel mehr Abwechslung, vielleicht muß ich sagen Zerstreuung, so daß man sich scheute zu einem doch bescheidenen Fest einzuladen. Der wachsende Autoverkehr verbot ja ein Gehen im Zug mitten auf der Straße. Zweimal haben wir mit einem großen Omnibus einen Ausflug gemacht, einmal nach Stetten im Remstal in die Anstalt für Epileptische und kranke Kinder und Schwachsinnige, sie ist die Patenanstalt unserer Gemeinde für die wir auch Herbstgaben sammeln.
Der zweite Ausflug ging nach Reutlingen ins Bruderhaus. Gustav Werner-Stiftung zum Bruderhaus. Zuerst ging es auf den Georgenberg von dem man einen herrlichen Blick auf die Stadt und ihre Umgebung hatte. Herabgestiegen erwartete uns im Speisesaal ihres Lehrlingsheimes ein kräftiger Kakao mit Schneckennudeln. Danach durften wir das Jugenddorf mit seinen verschiedenen Einrichtungen besichtigen. Es war ein schöner, reicher Nachmittag für unsere Kinder.
Eine große Freude war es, als wir in Herrn Dr. Helmut Lang einen Helfer in den Kreis der Helferinnen bekamen. Als Dr. der Volkswirtschaft war er nun stud. theol. Wir waren eine ganze Weil 7 Helfer. Dr. Lang, Frida Schmid, letztere seit 1951, Frl. Elise Klein, Anneliese Grau, Hannelore Kaiser, Annemarie Wüstenfeld, M. Krockenberger und mein Mann. Seitdem der Fiialort Zizishausen zuerst einen Vikar bekam, und dann später zur selbständigen Pfarrei erhoben worden war, konnte auch mein Mann wieder im Kindergottesdienst seiner eigenen Gemeinde sein. Durch seinen Doppeldienst Zizishausen-Oberensingen, war der durch Jahre hindurch nicht möglich. Nun geschah etwas Wundersames. Einträchtig saßen wir bei den Vorbereitungen zusammen, taten wir am Sonntag bei den Kindern unseren schönen Dienst. Aus dieser Zusammenarbeit keimte das zarte Pflänzchen Verstehen und- Liebe Dr.Lang holte sich für sein zukünftiges Amt die Frieda als Helferin, so gab es eine richtige Kinderkirch Hochzeit. Die Gruppen der Kleinen die Frieda durch Jahre hindurch betreute streuten Blumen, es war ein lieblicher Anblick.
Leider haben wir die Frida und Dr. Lang inzwischen verloren, sie, weil sie ein eigenes Kindlein zu betreuen hat, ihn weil er für sein Examen arbeiten muß. Von Herzen danken wir beiden, besonders der lieben Frida für ihren langjährigen, treuen Dienst. Für Dr. Lang kam dann zu uns Gerhard Mayer als Helfer, das war uns eine große Freude, für Anneliese Grau, Martha Kern, unsere treue Mesnerin springt ein wenn in Hardt Gottesdienst ist und mein Mann fehlt, so kommen wir mit knapper Not durch. Hannelore Kaiser, die jetzt Abitur gemacht hat, zieht mit ihren Eltern weg, mein Mann und ich gehen auch, aber es sind schon neue Helfer in Aussicht, das ist gut.
Viele schöne Weihnachtsfeiern haben wir mit der großen Kinderschar erlebt und die Gemeinde hat mit jedem Jahr größeren Anteil davon genommen. Die Vorbereitungen dazu haben mir Freude gemacht, zumal, besonders die Älteren Kinder richtig dabei waren und mitgearbeitet haben. Und was durch manches Jahr hindurch mein sehnlicher Wunsch war, nämlich richtige Engelsgewänder zu haben die man einfach holen kann wenn man sie braucht, diesen Wunsch konnten wir uns auf das Weihnachtsfest 1961 erfüllen. Wir hatten soviel Opfer, daß wir den Stoff kaufen konnten, genäht wurden sie von verschiedenen helfenden Menschen. Möchten diese sogenannten „Engelsgewänder“ noch oft eine Hilfe zum Feiern sein.

Es wird nun in diesem Frühjahr 40 Jahre daß Oberensingen einen Kindergottesdienst hat. Es wäre interessant zu wissen wie viele Kinder durch Jahre hindurch die biblischen Geschichten gehört haben. Ach nein, es ist dies unwesentlich, daß es viele sind, das wissen wir, der Same ist gesät, daß er aufgehen möge ist unsere Bitte.
So möchte ich unter diesen meinen letzten Eintrag das Wort setzen: …etliches trug Frucht, dreißig, sechzig, hundertfältig. Gott gebe es
M. Krockenberger

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